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Pflegemodell
In den Einrichtungen der St. FRANZISKUS - Stiftung Münster orientieren wir uns am Pflegemodell von Nancy Roper, Winifred W. Logan und Alison J. Tierney. Es fordert uns auf, Beziehungen aktiv zu gestalten und persönliche Verbindungen von Mensch zu Mensch zu schaffen.
Die englischen Pflegewissenschaftlerinnen Nancy Roper, Winifred Logan und Alison Tierney haben ihre Pflegetheorie erstmals in dem 1980 erschienenen Werk "The elements of Nursing" veröffentlicht, das unter dem Titel "Die Elemente der Krankenpflege" auch in die deutsche Sprache übersetzt wurde.
Erläuterung des Modells
(zitiert nach Annette Lauber, Reihe: verstehen und pflegen, Band 1: Grundlagen beruflicher Pflege, HRSG: Annette Lauber, Thieme-Verlag, Stuttgart 2001, S. 135 ff.)
Roper/Logan und Tierney beschreiben ihr Modell der Krankenpflege als ein Modell, das vom menschlichen Leben und der Gesundheit ausgeht. Sie beschreiben zunächst das Modell des Lebens, das anschließend auf ein Modell für die Krankenpflege übertragen wird. Roper/Logan und Tierney legen den Schwerpunkt ihres Modells auf die Individualität menschlicher Bedürfnisse.
I. Das Modell des Lebens
Das Modell des Lebens besteht aus fünf elementaren Konzepten:
- Lebensaktivitäten (LA),
- Lebensspanne,
- Abhängigkeit/Unabhängigkeits-Kontinuum,
- Faktoren, welche die LA beeinflussen
- Individualität im Leben.
1. Lebensaktivitäten (LA)
Als Lebensaktivitäten bezeichnen Roper/Logan und Tierney grundlegende Aktivitäten, die von Menschen ausgeführt werden und allen Menschen gemeinsam sind. Lebensaktivitäten sind sehr komplexe Konstrukte, die sich gegenseitig beeinflussen und in einer engen Wechselbeziehung stehen.
Roper/Logan und Tierney identifizieren zwölf Lebensaktivitäten:
- Für eine sichere Umgebung sorgen,
- Kommunizieren,
- Atmen,
- Essen und Trinken,
- Ausscheiden,
- Sich sauber halten und kleiden,
- Die Körpertemperatur regulieren,
- Sich bewegen,
- Arbeiten und spielen,
- Sich als Mann und Frau fühlen und verhalten,
- Schlafen,
- Sterben.
2. Lebensspanne
Das Konzept der Lebenspanne umfasst das gesamte Leben eines Menschen von der Empfängnis bis zum Tod. Im Rahmen dieses Konzeptes werden die Lebensphasen: „Vorgeburtliche Zeit“, „Säuglingsalter“, „Kindheit“, „Jugend“, „Erwachsenenalter“ und „Alter“ beschrieben.
3. Abhängigkeit/Unabhängigkeits-Kontinuum
Das Konzept „Abhängigkeit/Unabhängigkeits-Kontinuum“ ist eng verbunden mit dem Konzept der Lebensaktivitäten und der Lebensspanne. In den einzelnen Abschnitten der Lebensspanne können die LA noch nicht (z.B. im Säuglingsalter) oder nicht mehr unabhängig von der Unterstützung durch andere Menschen ausgeführt werden. Roper/Logan und Tierney sprechen in diesem Zusammenhang von einem Kontinuum, was bedeutet, dass zwischen den Polen „völlige Unabhängigkeit“ und „völlige Unabhängigkeit“ je nach Situation, Alter etc. ein unterschiedlicher Grad an Abhängigkeit bzw. Unabhängigkeit vorhanden sein kann.
4. Faktoren, welche die LA beeinflussen
Jeder Mensch führt die LA zu jeder beliebigen Zeit und mit einem unterschiedlichen Grad an Unabhängigkeit aus, aber jeder Mensch tut dies auf eine individuelle Art und Weise. Die Individualität ergibt sich nach Roper/Logan und Tierney maßgeblich aus so genannten Einflussfaktoren, bei denen sie fünf Hauptgruppen unterscheiden.
- körperliche (z.B. Mobilität, anatomisch-physiologische Gegebenheiten etc.),
- psychologische (z.B. emotionale Verfassung, intellektuelle Fähigkeiten etc.),
- soziokulturelle (z.B. Religion, gesellschaftliche Normen etc.),
- umgebungsanhängige (z.B. geographische Lage, Klima etc.),
- politisch-ökonomische (z.B. soziale Sicherung etc.).
5. Individualität im Leben
Das Konzept der Individualität im Leben sehen Roper/Logan und Tierney als das Ergebnis der Einflüsse aller anderen Komponenten des Modells des Lebens und deren wechselseitiger Beeinflussung. Die Individualität in der Ausführung der LA wird z.T. bestimmt durch den Stand in der Lebensspanne, den Grad der Unabhängigkeit und die Formung durch die Einflussfaktoren auf die LA. Sie kommt zum Ausdruck in den individuellen Besonderheiten, also z.B. wann, wie, wie oft, wo, warum etc. ein Mensch die Lebensaktivitäten ausführt.
II. Ein Modell für die Krankenpflege
Das Modell der Krankenpflege von Roper/Logan und Tierney gründet auf dem Modell des Lebens. Es umfasst ebenfalls fünf Konzepte:
- Lebensaktivitäten (LA),
- Lebensspanne,
- Abhängigkeit/Unabhängigkeits-Kontinuum,
- Faktoren, welche die LA beeinflussen,
- Individuelle Krankenpflege.
Auch im Modell der Krankenpflege sind die Lebensaktivitäten das zentrale Konzept.
Bestehen für einen Menschen aktuelle oder potentielle Probleme im Zusammenhang mit den LA, ist es die Aufgabe der Pflege, Hilfe zum Vermeiden, Lösen, Lindern oder Bewältigen dieser Probleme zu geben.
Probleme können sich durch Krankheiten oder Behinderungen, aber auch bereits durch Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthaltes ergeben. Alle diese Umstände führen dazu, dass Gewohnheiten eines Menschen bei der Ausführung der LA geändert bzw. einzelne LA auf eine andere Art und Weise ausgeführt werden müssen. Auch Veränderungen im Abhängigkeit/Unabhängigkeits-Kontinuum können zu Problemen führen. Roper/Logan und Tierney betonen die Tatsache, dass die Bezeichnungen für die LA bewusst umfassend und als aktive Form gewählt worden sind. Da die einzelnen Lebensaktivitäten eine Zusammenfassung komplexer Tätigkeiten sind, kann es entsprechend der zu einer Vielzahl von möglichen Patientenproblemen innerhalb einer LA kommen.
„Atmen“ bezeichnen Roper/Logan und Tierney als die wichtigste LA, da sie grundlegend für alle anderen Aktivitäten eines Menschen ist. Die übrige Reihenfolge ist beliebig und muss im Einzellfall in der konkreten Situation eines Menschen bewertet werden. Allgemein gilt: Die LA, die für Überleben und Sicherheit eines Menschen nötig ist, haben Vorrang vor den anderen.
An jeder beliebigen Stelle der Lebensspanne kann für einen Menschen Pflege nötig sein; das gilt für den gesamten Zeitraum von der Empfängnis bis zum Tod. Das Konzept der Lebensspanne berücksichtigt die Bedeutung des Alters eines Menschen im Zusammenhang mit der nötigen Pflege. Da je nach Alter des Patienten Art und Bedeutung der LA sowie deren Ausführungen variieren kann, muss die Pflege den individuellen Bedürfnissen angepasst werden.
Das Konzept Abhängigkeit/Unabhängigkeits-Kontinuum ist direkt mit dem Konzept der LA verbunden. Die Abhängigkeit eines Menschen in einer LA kann sich durch Alter, Krankheit, Behinderung etc. ergeben.
Aufgabe der Pflege ist es, den Grad der Unabhängigkeit eines Menschen einzuschätzen und zu beurteilen, in welcher Richtung und in welchem Maß er Hilfe benötigt, um gesteckte Ziele zu erreichen.
Abhängigkeit in einer LA kann vorübergehend bestehen, z.B. nach einem operativen Eingriff, sie kann aber auch länger andauern. In diesem Fall sollen Pflegepersonen den betroffenen Menschen Unterstützung geben, mit dieser Einschränkung bzw. dauernden Abhängigkeit leben zu lernen.
Wie in ihrem Modell des Lebens verwenden Roper/Logan und Tierney für das Modell in der Krankenpflege die fünf Hauptgruppen von Einflussfaktoren auf die LA. Sie werden als der Grund für die Individuellen Unterschiede bei der Ausführung der LA gesehen. Die im Modell des Lebens beschriebene Individualität im Leben erfordert nach Roper/Logan und Tierney auch eine individuelle Krankenpflege. Sie wird erreicht durch die systematische Anwendung des Pflegeprozesses in dessen Phasen die individuelle Lebensweise des Patienten berücksichtigt werden soll. Weiter fordern Roper/Logan und Tierney den Einbezug des Patienten in jeder Phase des Pflegeprozesses.
Treten für Menschen Probleme im Zusammenhang mit den LA auf, ist es Aufgabe der Pflege, die Betroffenen bei der Lösung, Linderung und Bewältigung dieser Probleme zu unterstützen. Roper/Logan und Tierney betonen, dass auch das Vermeiden von Problemen mit den einzelnen LA in den pflegerischen Aufgabenbereich gehört.
(Roper/Logan und Tierney 1989, Seite 9 f.)
Definition der Pflege
Krankenpflege wird von Roper/Logan und Tierney als Hilfe für den Patienten gesehen, Probleme im Zusammenhang mit den LA zu vermeiden, zu lösen, zu lindern oder zu bewältigen. Sie beschreiben sie auch als „Bindeglied zwischen den oft anstrengenden und belastenden, komplizierten technischen Handlungen am Patienten, die durch seine Krankheit nötig werden, und der Aufrechterhaltung der normalen körperlichen und geistigen Funktionen, die für das Wohlbefinden des Patienten so entscheidend und für sein Personsein so wichtig sind.
Krankenpflege ist jedoch in Ihrem Verständnis nicht ausschließlich auf kranke Menschen bezogen, sondern erstreckt sich auf präventive Maßnahmen zu Erhaltung von Gesundheit und Förderung größtmöglicher Selbständigkeit des einzelnen Patienten.
III. Zusammenfassung
Roper/Logan und Tierney – Elemente der Krankenpflege:
- entwickeln ein Modell des Lebens,
- im Zentrum stehen zwölf Lebensaktivitäten,
- Krankheit:
- Gewohnheiten bei der Ausführung der LA müssen geändert werden,
- Veränderung des Abhängigkeits-/Unabhängigkeits-Kontinuums. - Aufgabe der Pflege:
- diese Probleme bewältigen helfen,
- den Menschen zu größtmöglicher Selbständigkeit verhelfen.